Corona und Ukraine-Krieg: DRK Biberach hilft in außergewöhnlichen Zeiten verlässlich
DRK-Kreisversammlung richtet den Blick auf Herausforderungen, Investitionen und langjährige Mitglieder
Mehr als zwei Jahre ist es jetzt her, als Corona im Landkreis Biberach angekommen ist. Seitdem befindet sich das DRK Biberach im Krisenmodus. Nun kommt eine weitere Herausforderung hinzu: die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Immer mehr Menschen sind auf die Hilfe von DRK-Angeboten angewiesen, wie bei der diesjährigen Kreisversammlung in der Gemeindehalle Fischbach (Ummendorf) deutlich wurde.
In der öffentlichen Wahrnehmung spielt Corona derzeit eine untergeordnete Rolle. „Und doch ist es erst ein halbes Jahr her, da standen die Menschen stundenlang Schlange, um eine Impfung zu erhalten“, erinnerte DRK-Präsident Peter Schneider an die Situation im Winter 2021/2022. Allein 2021 wurden im Kreisimpfzentrum in Ummendorf und durch mobile Impfteams mehr als 130.000 Impfungen verabreicht. Schneider sprach von einer „Herkulesaufgabe“ für die DRK-Familie: „Jeder Einzelne übernahm Verantwortung und viele Zusatzaufgaben.“
Derzeit bewegen sich die wöchentlichen Impfungen mit 60 Terminen auf einem niedrigen Niveau. Im Winter waren es mehr als 6.000 Impfungen wöchentlich. Ähnlich sieht es bei den Testungen aus: „Die Nachfrage ist derzeit sehr gering“, sagte Schneider. Dennoch bleibe das DRK in Bereitschaft, um rasch reagieren zu können, sollte sich die Situation doch wieder zuspitzen.
Ein weiteres Thema, das Bereiche des DRK in den Krisenmodus versetzt, sind die Folgen des Ukraine-Kriegs. „Die Nachfrage in unseren Tafelläden ist immens gestiegen“, erläuterte der Präsident. „Konkret heißt das am Beispiel unserer Tafel in Biberach: Es kommen mehr als 180 Kunden je Öffnungstag. In normalen Zeiten waren es rund 50 Kunden.“ Diese Entwicklung trifft auch auf die Tafeln in Bad Schussenried und Riedlingen zu, die sich ebenfalls in DRK-Trägerschaft befinden. Auch der Kleiderladen und die Migrationsberatung haben verstärkt Zulauf.
Um all diese Aufgaben stemmen zu können, braucht es solide wirtschaftliche Verhältnisse und eine starke Mitgliederschaft. Die Zahl der aktiven ehrenamtlichen Mitglieder stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 698. Zum zweiten Mal in Folge ist die Zahl der ehrenamtlich geleisteten Stunden in der Notfallrettung gestiegen – und zwar auf 7.376 Stunden. Deutlich zugenommen hat 2021 auch die Zahl der Krankentransporte: 12.550 Fahrten wurden erfasst (knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr). Der Rettungsdienst verzeichnete mit mehr als 12.900 Einsätzen eine leichte Steigerung. In der Integrierten Leitstelle wurden rund 29.500 Vermittlungen bearbeitet und damit knapp 2000 mehr als 2020.
Rund 1,4 Millionen Euro investierte das DRK unter anderem in vier neue Rettungswagen, einen Krankentransportwagen, einen Kommandowagen und die Erneuerung von Medizintechnik. Weiterhin auf der Agenda stehen die Neubauten beziehungsweise Sanierungen mehrerer Rettungswachen. Derzeit befindet sich die neue Rettungswache bei der Sana-Klinik in Biberach im Bau. Voraussichtlich im Herbst 2023 soll sie ihren Betrieb aufnehmen.
Trotz vieler Gespräche und Bemühungen sei weiter offen, wer die Finanzierungslücke bei der neuen Biberacher Rettungswache trage, bedauerte Schneider. Die bisherigen Förderungen, insbesondere des Landes Baden-Württemberg, reichten nicht für die Deckung der tatsächlichen Kosten aus. Das DRK sei hier ins Risiko gegangen – und dieses wachse aufgrund der stark steigenden Baukosten weiter, sagte der Präsident. Der CDU-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Biberach, Thomas Dörflinger, machte dies in seinem Grußwort ebenfalls zum Thema. Um die Finanzierung der für die Region wichtigen Rettungswache werde hart gerungen: „Wir befinden uns auf einem guten Weg, sind aber noch nicht am Ziel.“ Dörflinger weiter: „Durch das Innenministerium wurde die Verwaltungsvorschrift (VwV-RD) und insofern die Berechnungsgrundlage geändert. Dies sollte am Ende zu einer deutlich verbesserten Förderung der Rettungswache Biberach führen.“
Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller hob die enge und unterstützende Zusammenarbeit innerhalb der Blaulichtfamilie hervor, was sich unter anderem im Aufbau und Betrieb des Kreisimpfzentrums gezeigt habe. Ummendorfs Bürgermeister Heiko Graf dankte allen Beteiligten für ihren wertvollen Einsatz während der Pandemie und zeigte sich bestürzt über die Gewalt gegenüber Rettern. Präsident Schneider hatte zuvor von verbalen Entgleisungen und Übergriffen gegenüber DRK-Mitgliedern berichtet.
Turnusgemäß stand die Wahl der Delegierten zur DRK-Landesversammlung an. Die DRK-Kreisversammlung wählte aus den Reihen der aktiven Helferinnen und Helfer die Delegierten und deren Stellvertreter auf die Dauer von vier Jahren. Ebenfalls wurden langjährige aktive Mitglieder für ihr Engagement ausgezeichnet. Zudem gab es Sonderehrungen. Der Musikverein Fischbach umrahmte die Kreisversammlung musikalisch.
Ehrungen:
50 Jahre: Bad Schussenried: Werner Otto, Ochsenhausen: Bruno Bollinger
45 Jahre: Rot a. d. Rot: Marie-Luise Biechele
40 Jahre: Bad Buchau: Klaus Gaiser, Thomas Eichbaum, Eberhardzell: Daniele Strobl, Laupheim: Ulrich Bühler, Ochsenhausen: Frank Netzer
35 Jahre: Bad Schussenried: Sonja Schuler, Erolzheim: Eugen Zeller
30 Jahre: Biberach: Elisabeth Zwerger-Männer, Eberhardzell: Regine Remke, Erolzheim: Ralf Spieler, Riedlingen: Tatjana Dillner
25 Jahre: Bad Schussenried: Robert Hohl, Biberach: Markus Birk, Andreas Kohnle, Meike Kohnle, Daniel Maier, Riedlingen: Ludmilla Vogel
Verdienstmedaille Landesverband : Laupheim: Adolf Stockart
Präsidium: Peter Schneider, 30 Jahre, Dr. Ralf Rothenbacher, 15 Jahre